Sonntag, 2. November 2014

"Süßes Seelenbrot " Tradition die schmeckt, neu entdeckt!

Für mich ist Allerheiligen und Allerseelen (das keltische Jahreskreisfest Samhain) eine ganz besondere Zeit. Wenn die Tage wieder deutlich kürzer werden und die Natur sich langsam aber doch merklich zurückzieht um für den Frühling neue Kräfte zu sammeln, dann ist auch für uns Menschen die Zeit gekommen, wo wir uns in unsere warmen Stuben zurück ziehen und in aller Stille nach "innen" blicken können. In diesen Tagen, wenn die Natur langsam stirbt und es draussen kalt und dunkel wird, werden wir uns auch unserer eigenen Vergänglichkeit bewusst und gedenken, in Dankbarkeit und Wertschätzung für unsere Herkunft, unserer verstorbenen Ahnen. "Allerseelen" ist ein Erinnerungsfest an die verstorbenen Seelen und wird mit vielen Traditionen und unterschiedlichem Brauchtum gefeiert.



Ein sehr schöner aber oft vergessener Brauch aus Tirol und dem angrenzenden, westlichen Salzburg ist das Verteilen/Verschenken von "Seelenbrot". Noch vor hundert Jahren wurde es nicht nur an die Patenkinder verschenkt sondern auch an arme Kinder (die Armen/Bettler wurden im Volksglauben oft als die irdischen Vertreter der Verstorbenen gesehen) im Dorf verteilt. Dieser wunderschöne Brauch und ein Gespräch mit meinen Nachbarinnen, Alina und Leni, die mich heute beim Bogenschießen begleitet haben, hat mich zu einem neuen, süßen Hefegebäck Rezept inspiriert. Mit tatkräftiger Unterstützung der zwei talentierten "Jungbäckerinnen" sind daraus besonders leckere und kreative Seelenbrote entstanden.














































Seelenbrot ist ein altes Form-, Brauchtums- und Kultgebäck, das früher nur an Allerseelen (02.11.) gebacken wurde. 
Die meist besonders reich mit unterschiedlichen Körnern und Samen verzierten "Seelenbrote" wurden am Abend des Allerseelentages auf den Tisch in der Wohnstube gelegt  um sie als Nahrung für die "Armen Seelen" der Toten, die dem Volksglauben nach an diesem Tag aus dem Fegefeuer entlassen wurden, bereit zu halten. Am nächsten Tag wurden diese dann an die Armen und Bedürftigen verteilt. In Tirol werden auch heute noch Seelenbrote aus Brotteig in Form von Tieren (Pferde für die Buben, Hennen für die Mädchen) für die Kinder gebacken. Auch ich habe von meiner Patentante zu Allerheilgen immer ein ganz spezielles Seelenbrot erhalten, einen Allerheilgenstriezel! Der hat nicht nur herrlich geschmeckt sondern immer auch ganz besonders gut nach Honig geduftet. Die Tradition, Seelenbrote zu verschenken, ist leider heute weitgehend in Vergessenheit geraten. Der Zufall wollte es, dass ich mit meinen zwei Nachbarinnen heute beim Bogenschießen über diesen Brauch gesprochen habe. Und weil der Aufenthalt in der Natur Hunger macht und die zwei ganz begeistert von der Idee des Seelenbrot Backens waren, haben wir uns zu Hause gleich ans Werk gemacht.

Jahrtausende alte Tradition Bogenschießen - Pfeil und Bogen können auch sinnvoll eingesetzt werden! Beim Bogensport dienen sie als Instrument der Meditation, der Achtsamkeit und Konzentration und des Loslassens. Sie fördern das Finden von innerer Ruhe und Harmonie zwischen Körper, Geist und Seele.
Bogenschießen stärkt und kräftigt bei regelmäßiger Praxis
Rücken-, Brust- und Schultermuskulatur und trainiert damit auch die Haltung, das Konzentrationsvermögen und die Atmung.
Der Bogen wird gespannt, im Körper baut sich damit Spannung auf, die Achtsamkeit steigt, das Ziel wird mit voller Konzentration focusiert und dann, im Moment des Loslassens macht sich das befreiende Gefühl der Entspannung breit und es ist als ob mit dem Pfeil alles Belastende, Unangenehme, alle Ängste und Sorgen einfach davonfliegen.

Bogenschießen ist mit seiner Wirkung ein idealer Beitrag um die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen positiv zu beeinflussen. Es macht Spaß, stillt den natürlichen Bewegungsdrang, schärft die Sinne, fördert das Selbstbewusstsein, den Antrieb, die zielgerichtete Koordination, die Körperwahrnehmung, das Erleben von Anspannung und Entspannung, die Achtsamkeit und die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit.

So jetzt aber zurück zu unseren Seelenbroten und da gibt es jetzt auch gleich ohne viel zu reden das Rezept!

Zutaten - 250g Dinkelvollkornmehl, 250g Dinkelmehl, 1 Päckchen Germ, 2 Esslöffel Honig, eine Prise Salz, 60g flüssige Butter, 350 ml warme Milch, 50g Rosinen, verschiedene Körner, Nüsse und Samen zum Verzieren, Eigelb mit Milch verrührt zum Bestreichen der Brote

Zubereitung - Backofen auf 180g vorheizen, Backbleche mit Backpaier auslegen. Germ mit etwas warmer Milch und 1 Teelöffel Honig verrühren. Das Mehl in eine Schüssel sieben und mit Salz vermischen. Handwarme Milch, flüssige Butter, aufgelöste Germ und Rosinen mit den Knethaken eines Handmixers untermengen und so lange kneten bis sich der Teig vom Rand der Schüssel löst. Den Teig mit einem Küchentuch abdecken und an einem warmen Ort so lange stehen lassen, bis sich der Teig verdoppelt hat (ca. 30-45 Minuten, je nach Raumtemperatur). Aus dem Teig gleich große Teiglinge formen, diese mit Eidottermischung bestreichen und mit Körnern, Nüssen, Samen nach Belieben verzieren.


Die kleinen Brötchen auf das Backblech setzen und ins Backrohr geben. Bei 180 ° Grad ca. 15 Minuten goldgelb backen.




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